https://www.aerztezeitung.de berichtet:
Die gesetzliche Krankenversicherung (GKV) in Deutschland befindet sich in einer prekären finanziellen Situation. Die Ausgaben steigen rapide an, während die Einnahmen nicht ausreichen, um diese Kosten zu decken. Dies führt zu einer „entfesselten Ausgabendynamik“ und einer Beeinträchtigung der Krisenreaktionsfähigkeit der Krankenkassen.
Im Jahr 2023 endete die GKV mit einem Defizit von 1,9 Milliarden Euro. Die Ausgaben stiegen in allen Leistungsbereichen, insbesondere bei Arzneimitteln (9,6 %), Heilmitteln und dem dazugehörigen Personal (10,1 %). Die vertragsärztliche Versorgung wuchs um 4,5 %, stationäre Behandlungen um 7,5 % und Hilfsmittel ebenfalls um 7,5 %.
Der Schätzerkreis beim Bundesamt für Soziale Sicherung (BAS) muss die wahrscheinliche Höhe des durchschnittlichen Zusatzbeitrags für das kommende Jahr ermitteln. Im vergangenen Jahr lagen die Prognosen jedoch deutlich daneben, und die tatsächlichen Zusatzbeiträge reichten bis über 3,3 % hinaus. Der Abbau der Reserven bei den Krankenkassen wirkt sich ebenfalls aus, sodass ein Drittel der Kassen unterjährig den Zusatzbeitrag erhöhen musste.
Der Vorstandsvorsitzende der Techniker Krankenkasse (TK), Dr. Jens Baas, kritisiert den Abbau der Reserven und die Notwendigkeit unterjähriger Beitragssatzanpassungen. Er betont, dass der Markt volatiler wird und die Krisenreaktionsfähigkeit der Kassen stark eingeschränkt wird.
Die Kassen mahnen die Politik an, gesamtgesellschaftliche Kosten wie Krankenversicherung von Bürgergeldempfängern oder Rentenbeiträge für pflegende Angehörige ordnungspolitisch aus dem Steuertopf zu finanzieren. Der reguläre Steuerzuschuss reicht dafür nicht mehr aus, und politische Entscheidungen wie der Verzicht auf eine deutliche Erhöhung der Beitragsbemessungsgrenze könnten weitere Prozentpunkte auf die Beiträge bedeuten.
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