Versicherungsbote berichtet:
Die Diskussion um eine Pflege-Bürgerversicherung in Deutschland ist aktuell besonders intensiv, da die Pflegekassen tief in Finanzprobleme stecken und die Eigenanteile von Heimbewohnern auf Rekordniveau liegen. Ein aktuelles Gutachten von Prof. Heinz Rothgang, einem renommierten Pflegewissenschaftler, schlägt vor, die Pflegeversicherung auf eine Voll-Versicherung umzustellen, um die Eigenanteile der Versicherten spürbar zu verringern. Dies könnte bezahlbar sein, da die gesamte Bevölkerung in die Pflegeversicherung einbezogen würde und die Beitragsbemessungsgrenze erhöht werden könnte. Die Einführung einer Pflege-Bürgerversicherung wird jedoch von einigen Kritikern, wie dem Direktor des Verbandes der Privaten Krankenversicherung (PKV), Florian Reuther, scharf kritisiert. Reuther argumentiert, dass eine solche Versicherung die Umlagefinanzierung vollständig auf die gesetzliche Pflegeversicherung umstellen würde, was zu einer ungerechten Umverteilung der Lasten zu Lasten der jüngeren Generationen führen würde. Er warnt auch vor den Auswirkungen einer Leistungsausweitung und der geplanten Erhöhung der Bemessungsgrenze, die zu einer weiteren Steigerung der Sozialabgabenquote und negativen Auswirkungen auf den Arbeitsmarkt und die internationale Wettbewerbsfähigkeit Deutschlands führen könnten. Die politischen Parteien SPD, Grüne und Linke haben die Einführung einer Pflege-Bürgerversicherung als Lösung für die Finanzprobleme der Pflegekassen propagiert und die Abschaffung der privaten Pflegeversicherung vorgeschlagen. Das Bündnis für eine solidarische Pflegevollversicherung, das unter anderem den Paritätischen Gesamtverband, die Gewerkschaften Verdi und IG Metall, den Sozialverband Deutschland und den Deutschen Berufsverband für Pflegeberufe umfasst, sieht sich durch das Gutachten in seiner Forderung nach einer grundlegenden Reform der Pflegeversicherung bestärkt.
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