https://www.capital.de berichtet:
Die elektronische Patientenakte (ePA) soll das deutsche Gesundheitswesen digitalisieren und den Austausch medizinischer Daten erleichtern. Der Start der ePA in den Modellregionen Hamburg, Franken und Nordrhein-Westfalen verläuft jedoch holprig. Technische Probleme und Datenschutzbedenken bremsen das Projekt.
**Start und Umsetzung**
Seit Mitte Januar können einige Arztpraxen und gesetzlich Krankenversicherte erstmals Gesundheitsdaten in der ePA digital abrufen. Die ePA soll schrittweise bundesweit verfügbar sein, voraussichtlich im März oder April. Die nationalen Agentur für Digitale Medizin, die Gematik, ist für die Umsetzung verantwortlich. Allerdings fehlen technische Updates und Freigaben, was den Prozess verzögert. Der Entwickler IBM hat noch nicht alle sicherheitsrelevanten Vorgaben des Bundesamts für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) umgesetzt[1].
**Sicherheitsbedenken**
Bereits im vergangenen Jahr rückte die ePA wegen gravierender Sicherheitsbedenken in den Fokus. Der Chaos Computer Club (CCC) zeigte Schwachstellen wie fehlende Verschlüsselungen und ein fehlerhaftes Berechtigungsmanagement auf, das den Zugriff auf Patientendaten unsicher regelt. Diese Sicherheitslücken gefährden nicht nur den Schutz sensibler Patientendaten, sondern auch das Vertrauen der Versicherten in das System[1].
**Kritik und Forderungen**
Der Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte (BVKJ) kritisiert, dass die Daten von Minderjährigen bei einem Hack nicht ausreichend geschützt wären. Der CCC fordert umfassende Nachbesserungen und eine stärkere Transparenz bei der Weiterentwicklung der ePA, um Missbrauch und Identitätsdiebstahl künftig zu verhindern. Im Januar schlossen sich weitere 27 Organisationen dem CCC in einem offenen Brief an, um mehr Transparenz und die Einbindung unabhängiger Sicherheitsforscher zu fordern[1].
**Informationslücke bei den Bürgern**
Eine Umfrage der Gematik zeigt, dass nur 34 Prozent der Bürgerinnen und Bürger ausreichend über die ePA informiert sind. Viele wissen nicht, wie sie Leseberechtigungen einstellen oder Widerspruch einlegen können. Der Präsident der Ärztekammer Nordrhein, Dr. Sven Dreyer, mahnt die Krankenkassen daher zum Start der Testphase auf, bis zum bundesweiten Roll-out die Versicherten umfassend über Nutzen, Funktionen und mögliche Risiken der ePA aufzuklären[1].
**Medizinische Nützlichkeit**
Trotz der zahlreichen Sicherheitsbedenken warnen Notfallmediziner davor, die ePA grundsätzlich abzulehnen. Sie bietet insbesondere in Notfallsituationen Vorteile, indem sie die Behandlung erleichtert, indem schnell auf wichtige Informationen wie Medikationspläne, Diagnosen und aktuelle Befunde zugegriffen werden kann[1].
Mehr dazu auf: https://www.capital.de ePA: Was bringt die elektronische Patientenakte? – Capital.de