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Warnung vor steigenden Sozialabgaben
Der Wirtschaftsweise Martin Werding warnt vor einem drastischen Anstieg der Sozialabgaben in Deutschland. Aktuell betragen die Abgaben für Arbeitnehmer und Arbeitgeber zusammen etwa 42 Prozent des Bruttoeinkommens. Ohne tiefgreifende Reformen könnten sie in den kommenden Jahren auf bis zu 50 Prozent steigen, insbesondere in den 2030er Jahren.
- 2025: Erhöhung auf rund 43 Prozent durch steigende Zusatzbeiträge der Krankenkassen und höhere Pflegeversicherungsbeiträge
- Ab 2027/2028: Anstieg der Rentenbeiträge von derzeit 18,6 Prozent auf nahezu 20 Prozent
- Ende der aktuellen Legislaturperiode: Gesamtbelastung von etwa 45 Prozent
Ursache: Demografischer Wandel
Der demografische Wandel ist die Hauptursache für die steigenden Abgaben. Deutschland altert schnell, und der Anteil älterer Menschen wächst stark:
- Derzeit jede fünfte Person älter als 66 Jahre
- Anzahl der über 85-Jährigen könnte bis 2055 von 2,3 auf bis zu 6,5 Millionen steigen
Dies führt zu einer finanziellen Belastung der Renten- und Krankenversicherungssysteme.
Finanzielle Belastungen und Defizite
Die gesetzlichen Krankenkassen verzeichnen bereits erhebliche Defizite:
- Defizit 2024: etwa 6,2 Milliarden Euro
- Zusatzbeiträge auf Rekordniveau: teils bis zu 4 Prozent zusätzlich zum allgemeinen Beitrag von 14,6 Prozent
Prognosen bis 2055
- Rentnerzahl bis 2037: Anstieg auf bis zu 20 Millionen
- Sozialversicherungs-Beitragssätze bis 2050: möglich bis zu 52,9 Prozent
Forderungen für Reformen
Experten wie Andreas Storm und Martin Werding fordern umfassende Reformen im Gesundheits- und Rentensystem. Vorgeschlagen werden unter anderem:
- Grundlegende finanzielle Neuausrichtung der Krankenkassen
- Einführung eines Primärarztsystems
- Überprüfung der Trennung zwischen gesetzlicher und privater Krankenversicherung sowie des Beihilfesystems
Die derzeit diskutierten Maßnahmen reichen nach Expertenmeinung nicht aus, um die Entwicklung zu stoppen oder abzufedern.
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